Neujahrsempfang der Universität: Preise, Ehrungen und vielversprechende Aussichten

Am Sonntag, 20. Januar 2019, haben rund 400 Hochschulangehörige und Freunde am traditionellen Neujahrsempfang der Universität im Auditorium maximum teilgenommen. Darunter Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. In ihrer Eröffnungsrede begrüßte Prof. Dr. Birgitt Riegraf, Präsidentin der Universität, die Gäste und blickte auf die Entwicklung der Hochschule sowie Höhepunkte des vergangenen Jahres zurück. Den musikalischen Rahmen bildete das Hochschulorchester unter der Leitung von Steffen Schiel.

Erfolgreiche Leistungen, vielversprechende Aussichten

„Die Universität Paderborn mit ihren einschlägigen Forschungsschwerpunkten und Profilbereichen ist nicht nur bestens aufgestellt, sondern auch in besonderem Maße darauf ausgerichtet, sich den Herausforderungen und Fragen des digitalen Zeitalters zu stellen und ihnen gerecht zu werden“, hob Riegraf zu Beginn hervor. Mit Blick auf die Veränderungen des gesellschaftlichen Klimas, das sich in einigen Regionen dieser Welt etwa durch das Errichten von Mauern ausdrücken würde, sei es laut Riegraf für die Universität Paderborn „besonders wichtig zu zeigen, dass Denken, dass Forschung und Lehre, dass Wissens- und Technologietransfer keine Grenzen kennen, auch keine Grenzen kennen dürfen.“ Darauf bezogen, freute sich die Präsidentin, dass die Universität im vergangenen Jahr den Austausch zu den bestehenden internationalen Partneruniversitäten vertiefen sowie weitere Kooperationen mit neuen Partnern erzielen konnte. Beispielgebend dafür sei die inzwischen 20-jährige Kooperation mit Partner-Institutionen in China, die langfristig eine Chinesisch-Deutsche-Technische Universität Qingdao-Paderborn ermöglichen soll. „Dass die Attraktivität des Studienangebots für Studierende aus anderen Ländern steigt, erfahren wir in zunehmendem Maße und mit großer Freude“, betonte Riegraf und verwies dabei auf die enge sowie vorbildliche Zusammenarbeit zwischen der Universität und der Stadt Paderborn. Im weiteren Verlauf ihrer Rede ging Riegraf auf Erfolge ein, wie die Einweihung des neuen Superrechners „Noctua“, ein Forschungsneubau, für den bis 2022 von Bund, Land und Universität 25,4 Millionen Euro bereitgestellt werden. Auch die erst kürzlich vom NRW-Wirtschaftsministerium verliehene Auszeichnung zur Entwicklung eines Exzellenz-Start-up-Centers, die mit einer Förderung von bis zu 20 Millionen für die nächsten fünf Jahre einhergeht, hob die Präsidentin hervor und dankte den Beteiligten für ihr großes Engagement: „Diese Förderung ist eine großartige Bestätigung für die Arbeit von Rüdiger Kabst und Sebastian Vogt und ihr Team von TecUp und garage33. Hier werden Weichen für die nächsten Jahrzehnte gestellt und es ist einfach herausragend, dass die Universität Paderborn dabei ist.“Mit Blick auf die Drittmitteleinwerbung wies Riegraf darauf hin, dass die Universität in den Rankings „gleich mehrfach hervorragend und zum Teil sogar mit Spitzenergebnissen“ platziert sei. So erzielte die Universität herausragende Ergebnisse in den Fachgebieten Maschinenbau und Produktionstechnik, ebenso Informatik, System- und Elektrotechnik. Eigene Sonderforschungsbereiche wie der SFB 901 „On-The-Fly-Computing“ sowie die Beteiligung an weiteren standortübergreifenden Transregios tragen laut Riegraf zu einer guten Platzierung in der Gesamtwertung bei. Riegraf: „Dass wir in vielen Bereichen so gut abgeschnitten haben, kann als allgemeine Bestätigung unserer Forschungsstrategie betrachtet werden. Besonders in unseren Profilbereichen Intelligente Technische Systeme, Leichtbau mit Hybridsystemen sowie Optoelektronik und Photonik konnten wir von der Förderung profitieren und sehen das als weitere Bestätigung unserer Ausrichtung an. Der noch recht neue Profilbereich Digital Humanities hat sich ebenfalls weiter konturiert und auch der zurzeit noch in der Entwicklung begriffene Profilbereich Transformation und Bildung wird sicher weiterhin durch große Forschungserfolge glänzen.“ Große Erfolge erzielte ebenso der wissenschaftliche Nachwuchs an der Universität: „Gleich zwei unserer jungen Forscher dürfen sich über die Aufnahme in das Junge Kolleg des NRW-Ministeriums für Kultur und Wissenschaft freuen. In das Junge Kolleg können Wissenschaftler*innen aller Fachrichtungen sowie Künstler*innen berufen werden, die bereits über ihre Promotion hinaus herausragende wissenschaftliche Leistungen erbracht haben“, freute sich Riegraf. Mit Jun.-Prof. Dr. Stephan Hohloch vom Fach Chemie und Dr. Moritz Schulze Darups vom Fach Elektrotechnik haben sich zwei Nachwuchsforscher gegenüber einer großen Konkurrenz durchgesetzt und damit eine Auszeichnung erzielt, die auch für die Universität ein sehr erfreulicher Erfolg sei.Schlussendlich wagte Birgitt Riegraf einen kurzen Ausblick auf das Jahr 2019 und wies dabei auf drei Begehungen von Sonderforschungsbereichen bzw. Transregios im ersten Quartal hin. Darüber hinaus sprach die Präsidentin die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Physik und Informatik an sowie das Projekt des Kreativcampus, das gemeinsam mit Partnern des Campus OWL angegangen wird. Großes Bedauern und dennoch vollstes Verständnis zeigte Riegraf für Prof. Dr. Rüdiger Kabst, der sein Amt als Vizepräsident für Wissens- und Technologietransfer aus gesundheitlichen Gründen niederlegte: „Im Namen des Präsidiums, des Hochschulrats und der Universität Paderborn danke ich ihm ganz herzlich und aufrichtig für seinen wirklich großartigen und selbstlosen Einsatz sowie seine hochkompetente und stets konstruktive Mitarbeit.“

Preise und Ehrungen

Im Anschluss an die Rede fanden mehrere Preisverleihungen und Ehrungen statt: Die Urkunde zum Forschungspreis 2018 der Universität Paderborn übergab Prof. Dr. Johannes Blömer, Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, an die beiden Wissenschaftler Prof. Dr. Thomas Kühne und Prof. Dr. Christian Plessl für ihr interdisziplinäres Forschungsprojekt zur Energieeffizienzsteigerung bei Rechnersystemen. Worum es in diesem Forschungsprojekt konkret geht, erzählten Kühne und Plessl in einem Video, das dem Publikum vorgespielt wurde. Der DAAD-Preis ging in diesem Jahr an Klementina Josifovska. Die beiden Preise der Universitätsgesellschaft für herausragende Abschlussarbeiten gingen an Matthew Caron und Kai Jürgen Spychala. Den ebenso von der Universitätsgesellschaft gestifteten Preis für internationale Studierende erhielt Hussam Georges.Eine ganz besondere Ehre wurde Prof. em. Dr. Dr. h. c. mult. Hartmut Steinecke und Prof. em. Dr. Dr. h. c. mult. Peter Freese zuteil, die für ihre langjährigen Verdienste für die Hochschule mit der Medaille der Universität Paderborn ausgezeichnet wurden. In seiner Laudatio hob Prof. Dr. Volker Peckhaus, Dekan der Fakultät für Kulturwissenschaften, die Verdienste des Literaturwissenschaftlers Steinecke hervor, der die Bekanntheit der Universität im Allgemeinen und die der Paderborner Germanistik im Besonderen gesteigert habe. So hat Steinecke die bald 40 Jahre alte und immer noch fortbestehende Lesungsreihe „Deutschsprachige Literatur der Gegenwart“ sowie die „Paderborner Gastdozentur für Schriftstellerinnen und Schriftsteller“ begründet. Auch die Erinnerung an die jüdische Dichterin Jenny Aloni sei ein großer Verdienst Steineckes. „Die Meilensteine, die er gesetzt hat, haben die Universität Paderborn international bekannt gemacht. Die Medaille der Universität Paderborn ist eine Auszeichnung, die von Herzen kommt“, betonte Peckhaus. Über Peter Freese sagte Prof. Dr. Christoph Ehland, Institut für Anglistik und Amerikanistik, in seiner Laudatio: „Er ist einer der fleißigsten und arbeitsamsten Menschen, denen ich je begegnet bin. Peter Freese sucht sich seine Herausforderungen aus und geht sie mit größter Akribie an.“ Freese, der über 40 Jahre, die Universität und die internationale Forschungslandschaft bereichert hat, pflegte insbesondere den Austausch mit amerikanischen Universitäten. Zu seinen großen Verdiensten zählt u. a. die Gründung einer Alumni-Organisation, die seit 2003 ein Netzwerk für Ehemalige bildet und somit auch die Sichtbarkeit der Universität stärkt.

Müssen sich Universitäten neu erfinden?

Den Abschluss des Neujahrsempfangs bildete ein Festvortrag von Prof. Dr. Ulrike Felt, Institut für Wissenschafts- und Technikforschung an der Universität Wien, zum Thema „Müssen wir die Universität neu erfinden? Zur Ausgestaltung eines Begegnungsraums zwischen Wissenschaft und Gesellschaft“. In ihrer kurzen und dennoch kritischen Reise durch die Universität betonte sie, wie wichtig es sei, immer wieder über die Universität nachzudenken. In der zeitgenössischen Gesellschaft nehmen Universitäten laut Felt die Rolle als zentrale Schlüsselakteure ein, deren Aufgabe es u. a. sei, Visionen zu entwickeln. „Wie können wir sicherstellen, dass die Universität eine wandlungsfähige, nachhaltige und gleichzeitig widerstandsfähige Wissensinstitution bleibt bzw. wird?“ – so lautete eine der zentralen Fragen, mit denen sich Felt in ihrem Vortrag auseinandersetzte. „Sie sollten mitunter Triebkräfte für wirtschaftliches Wachstum sein, hochqualifizierte Fachkräfte ausbilden, wettbewerbsfähig und effizient sein“, zeigte Felt auf, wenngleich sie hierbei auf einen Spagat aufmerksam machte, der für Universitäten nicht einfach zu leisten sei. Es gäbe da zum einen die Erwartungshaltung bzw. Erzählform, wonach Universitäten sich u. a. durch messbare Arbeit, Werte von Forschung und Innovation auszeichnen sollen. Zum anderen werde von ihnen auch erwartet, dass sie sich mehr zur Gesellschaft hin öffnen und Werte in Forschung und Innovation betonen. „Diese beiden Erzählweisen stehen in einem gegenseitigen Spannungsverhältnis“, stellte die Wissenschaftlerin fest. Müssen sich Universitäten neu erfinden? „Ja, immer wieder“, sagt Felt und verdeutlicht, dass es schließlich um die Ausgestaltung der Beziehung zwischen Universität und Gesellschaft ginge, weswegen es von hoher Wichtigkeit sei, dass sie als Wissensinstitution auch in Zukunft nachhaltig, wandlungsfähig und gleichzeitig widerständig bleibt.

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„Microgrid-Forum: Die Energieinfrastruktur der Zukunft“

Kick-off-Veranstaltung am 2. Dezember

Eine zentrale gesellschaftliche Herausforderung des 21. Jahrhunderts ist die zukünftige Gewährleistung einer sicheren, sauberen, effizienten und kostengünstigen
Energieversorgung. „Microgrids“, dezentrale intelligente Stromnetze, sollen dabei der Schlüssel sein. An der Universität Paderborn entsteht
derzeit im Projekt „Microgrid-Labor: Energieinfrastruktur der Zukunft“ (μG-Lab) die Forschungsinfrastruktur, um konkrete Lösungen für zukunftsfähige
Energiesysteme zu entwickeln. Am Montag, 2. Dezember 2019, fand die Kick-off-Veranstaltung des Projekts unter dem Titel „Microgrid-Forum: Die
Energieinfrastruktur der Zukunft“ statt. Das Fachgebiet Leistungselektronik und Elektrische Antriebstechnik (LEA) und das Kompetenzzentrum für Nachhaltige
Energietechnik (KET) der Universität Paderborn luden in Kooperation mit Energie Impuls OWL alle Interessierten um 14.30 Uhr in das Gebäude L
der Universität Paderborn ein. Die Veranstaltung richtete sich in erster Linie an Unternehmen, Forschungspartner sowie politische und wirtschaftliche Interessensvertreter.
Bei der Veranstaltung wurden Projektziele und Beteiligungsmöglichkeiten vorgestellt und mit Akteuren aus Industrie, Forschung und Politik darüber
diskutiert, welche Potenziale das Microgrid-Labor für intelligente Energiesysteme der Zukunft bietet. Nach Grußworten von Prof. Dr. René Fahr, Vizepräsident für Wissens- und Technologietransfer der Universität, stellte
Prof. Dr.-Ing. Joachim Böcker, Leiter des Fachgebiets Leistungselektronik und Elektrische Antriebstechnik (LEA) der Universität, das Microgrid-Labor vor und referierte über Projektideen sowie den grundsätzlichen Aufbau eines
Microgrids. Anschließend sprachen Hubert Hermelingmeier, Energiemanagementbeauftragter Miele & Cie., Wibke Brems, energiepolitische Sprecherin
BÜNDNIS 90/Die Grünen im Landtag NRW, Timo Busse, Innovationsmanager Intelligente Netztechnik Westfalen Weser Netz und Thorsten Vogt, AEG PowerSolutions,
in einer Diskussionsrunde über das Thema „Microgrids – Lokale Netze für die Energiewende“. Abschließend fanden sich die Teilnehmenden
bei einem „Get-Together“ zusammen, das Klaus Meyer, Energie Impuls OWL, moderierte.


Microgrid-Labor als Plattform für Forschungs- und Entwicklungsprojekte


Das KET der Universität Paderborn baut unter Federführung des Fachgebiets LEA die Infrastruktur auf, mit der das Verhalten von Batteriespeichern,
Windkraftanlagen oder Blockheizkraftwerken im Labor nachgebildet werden kann. Mit dem μG-Lab wird in Paderborn so eine Plattform für zukünftige Forschungs-
und Entwicklungsprojekte geschaffen, um neuartige innovative Konzepte unter realitätsnahen Bedingungen zu erproben und zu verifizieren. Auf
diese Weise wird auch die Wettbewerbsposition der heimischen Wirtschaft gestärkt.
Microgrids sollen dabei zukünftig eine regenerative Energieerzeugung gewährleisten. Microgrids sind lokale Netze, die aus Energiequellen, -speichern
und -verbrauchern verschiedener Sektoren bestehen. Ihre Vorteile: Der Energieverbrauchsanteil von regenerativ bereitgestellter Energie kann
erhöht und die am Netzanschlusspunkt benötigte Spitzenleistung reduziert werden. Transporte über lange Distanzen, die sonst mit Verlusten verbunden
sind, werden reduziert, sodass die Effizienz der Energieversorgung gesteigert wird. Außerdem werden Verteil- und Übertragungsnetze aufgrund der lokalen
Struktur entlastet, womit der Bedarf am Ausbau von kosten- sowie ressourcenintensiven Netzen sinkt. Mögliche Einsatzgebiete von Microgrids sind Industrieunternehmen
oder auch Wohnsiedlungen.

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Intelligente Systeme für eine nachhaltige Energiewende

Dr. Wallscheid und Prof. Dr. Hüllermeier erhalten Forschungspreis 2019 der Universität Paderborn

Unser derzeitiges, von fossilen Brennstoffen getragenes Energieversorgungssystem in eine nachhaltige und vollständig durch erneuerbare Energien geprägte Struktur zu transformieren, ist eine zentrale gesellschaftliche Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Wie diese Herausforderung bewältigt werden könnte, erforschen Dr.-Ing. Oliver Wallscheid vom Institut für Elektrotechnik und Prof. Dr. Eyke Hüllermeier vom Institut für Informatik in einem gemeinsamen Forschungsprojekt. Für ihr Vorhaben mit dem Titel „Reinforcement Learning in Micro- und Smartgrids: Sichere, datengetriebene Betriebsstrategien für komplexe Energiesysteme“ erhielten die beiden Wissenschaftler den mit 150.000 Euro dotierten Forschungspreis der Universität Paderborn.


Grundlagen für die nachhaltige Energiewende schaffen


Das deutsche bzw. zentraleuropäische Energienetz zeichnet sich derzeit durch konventionelle und hierarchisch angelegte Top-Down-Strukturen aus. Dies bedeutet, dass die Energie maßgeblich durch konventionelle Großkraftwerke (z. B. Kohle) bereitgestellt wird und  dann über lange Transportwege zu den Verbrauchern in Industrie, Gewerbe und in den Haushalten gebracht wird. Um aber die nötige Voraussetzung für eine erfolgreiche und nachhaltige Energiewende zu schaffen, sei laut Wallscheid und Hüllermeier die Hinwendung zu  flexiblen, sektorübergreifenden und intelligenten Energiesystemen notwendig. Dies soll mit sogenannten „Micro- und Smartgrids“ (MSG) gelingen, die eine Lösungskomponente darstellen, um auch zukünftig eine saubere, effiziente und kostengünstige Energieversorgung zu gewährleisten. Durch die lokale Integration regenerativer Energien würden die überregionalen Energienetze entlastet, womit der Bedarf für einen kosten- sowie ressourcenintensiven Netzausbau sinken würde. Dies sei auch schon heute ein signifikantes Problem:  bereits vorhandene regenerative Kraftwerke müssten oftmals abgeschaltet werden, da nicht genügend Transportkapazitäten im Netz verfügbar seien, sodass die nachhaltig bereitgestellte Energie ungenutzt verfiele.

Mehr Stabilität durch Künstliche Intelligenz


Der Lösungsansatz der beiden Wissenschaftler weist allerdings eine zentrale Hürde auf, und zwar den sicheren Betrieb. „MSGs sind hochgradig heterogen und komplex. Die Ungewissheit des Verbraucherverhaltens und die Volatilität der regenerativen Kraftwerke  verleihen dem System eine bedeutende stochastische Komponente. Klassische Methoden der Regelungstechnik erachten wir hier deshalb nicht als zielführend“, gibt Wallscheid zu bedenken. Stattdessen setzen die beiden Forscher auf das sogenannte „Reinforcement  Learning“ (RL): „Hierbei handelt es sich um ein datengetriebenes Betriebskonzept aus dem Bereich des Maschinellen Lernens bzw. der Künstlichen Intelligenz. Es wird bei ähnlich komplexen und stochastischen Problemen, wie etwa beim Börsen-Trading, eingesetzt und  hat dort bereits vielversprechende Erfolge erzielen können“, erklärt Hüllermeier. Nichtsdestotrotz sei die Regelung von MSGs mithilfe dieser Methode mit einem hohen Risiko behaftet, da die Sicherheit und Verfügbarkeit der Energieversorgung höchsten Anforderungen  genügen müsse. Hüllermeier: „Bereits eine einzige Fehlentscheidung kann zu einem vollständigen Systemversagen führen. Da es an mathematisch beweisbaren Garantien mangelt, ist der Einsatz adaptiver und datengetriebener Methoden des Maschinellen Lernens,  deren Verhalten grundsätzlich nicht vorhersehbar ist, in diesem Zusammenhang äußerst herausfordernd.“ Wallscheid und Hüllermeier erhoffen sich von diesem interdisziplinären Projekt vor allem eine Antwort auf die Frage, ob Betriebsstrategien, die auf RL basieren,  prinzipiell in der Lage sind, komplexe, heterogene und stochastische Micro- und Smartgrids unter höchsten Sicherheits- und Verfügbarkeitsanforderungen zu steuern, und welche methodischen Erweiterungen des RL hierfür notwendig sind.

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Optimaler Massentransport und synthetische Geometrie

Fakultätskolloquium mit Prof. Dr. Sturm

Am Montag, den 01.07.19, fand das Fakultätskolloquium im Hörsaal O1 statt. Knapp 50 interessierte Zuhörer, die meisten davon Mitglieder des Instituts für Mathematik, besuchten den Vortrag von Prof. Dr. Karl Theodor Sturm (Uni Bonn) zum Thema „Optimaler Massentransport und synthetische Geometrie – analytische, geometrische und stochastische Aspekte“.
Prof. Dr. Karl Theodor Sturm, studierter Mathematiker und Physiker, promovierte 1989 an der Friedrich-Alexander- Universität Erlangen-Nürnberg, wo er sich auch 1993 habilitierte. Als Postdoc war er u.a. in Erlangen, Zürich, Leipzig und Bonn tätig. 1997 folgte er schließlich dem Ruf der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Neben der Lehre ist er dort äußerst engagiert; so leitet er u.a. seit 2012 als Koordinator das Exzellenzcluster „Hausdorff Center for Mathematics“. 2016 wurde ihm der ERC Advanced Grant für sein Forschungsprojekt „Metric measure spaces and Ricci curvature – analytic, geometric and probabilistic challenges“ verliehen. Genau zu diesem Thema hielt er beim Fakultätskolloquium seinen Vortrag. Den Fokus legte er hierbei auf die Entwicklung einer schlagkräftigen Theorie singulärer Räume mit synthetischen Schranken für verallgemeinerte Ricci-Krümmung. Nach seinem einstündigen Vortrag gab es noch die Möglichkeit zu Nachfragen, welche gut von den aufmerksamen Zuhörern angenommen wurde.

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Informatiktag am 14.05.19

Am Dienstag, den 14.05.19, fand zum wiederholten Mal der Informatiktag statt. Von 15:00 bis 19:00 Uhr gab es in der Fürstenallee 11 Informationen rund um das Studium, Projektgruppen, Auslandsaufenthalte u.v.m. Auf dem Plan standen einige Vorträge von Informatikprofessoren und dem International Office; an den Informationsständen konnte man ins Gespräch kommen und individuelle Fragen stellen. Außerdem stellten sich die Fachgebiete der Informatik auf der Ausstellerfläche näher vor und präsentierten ihre Angebote für Studierende. Neben dem informativen Teil der Veranstaltung war auch für das leibliche Wohl gesorgt, konkret hieß das: gratis Pizza und Getränke ad libitum! Für die musikalische Gestaltung sorgten die BEDROOMPRODUCERS Paderborn.

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Science Day 2019

Am Mittwoch, den 29.05.19, fand der dritte Science Day der Fakultät Elektrotechnik, Informatik und Mathematik statt. Die Veranstaltung, die 2017 ins Leben gerufen wurde und seitdem einmal jährlich stattfindet, richtet sich an Doktorand*innen der Fakultät, welche kurz vor ihrer Promotion stehen. In ungezwungener Atmosphäre konnten sie sich ihre Arbeiten gegenseitig vorstellen. Nicht nur das Präsentieren, sondern auch der Austausch untereinander stand hier im Vordergrund. Als weitere Motivation für eine gelungene Vorstellung – die nicht länger als sechs Minuten dauern durfte – diente hier ein Preisgeld von 200€. Nach den Präsentationen inklusive Fragerunde gab es ein kleines Get-together, bei dem man sich am kalten Buffet über die vorgestellten Forschungsthemen tiefergehend austauschen konnte. Anschließend folgte die Siegerehrung: Tanuj Hasija bekam für die Präsentation seines Themas „Reliable association among multiple sets of data“, welches er zusammen mit dem sportmedizinischen Institut der UPB sowie der Harvard Medical School erarbeitet, einen Scheck über 200€ von Geschäftsführer Dr. Markus Holt überreicht.

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Welcome Week für internationale Studierende

Ende März 2019 fand die Welcome Week für internationale Studierende an der Uni Paderborn statt. Bevor die Lehrveranstaltungen und die ersten Prüfungen beginnen, bekamen die Studierenden aus aller Welt die Möglichkeit, in einem lockeren Rahmen ihre Kommilitonen, den Campus und besondere Angebote der Uni kennenzulernen. Das Programm, das sich über die ganze Woche erstrecke, beinhaltete neben allem Studienrelevanten auch eine Stadtrallye und eine Kneipentour durch die Paderborner Innenstadt.

Mit dabei war auch die 23-jährige Apoorva Ravishankar aus Indien. Sie kam am 24.03.19 in Paderborn an, um für die nächsten zwei Jahre hier ihren Master in Computer Science zu absolvieren. Für sie ist die Welcome Week ein guter Einstieg in ihr Studium in Deutschland: „Die Welcome Week ist wirklich toll. Alle Angebote des International Office und vom ASTA machen mir sehr viel Spaß!“. Obwohl sie nicht zum ersten Mal in Europa ist und weitere Alternativen kennt, hat sie sich für ihr Masterstudium bewusst für Paderborn entschieden: „Gerade für Computer Science hat Paderborn ja einen tollen Ruf – schließlich ist das hier die Universität der Informationsgesellschaft!“, führt sie aus. Am Standort Paderborn gefällt ihr vor allem, dass das Heinz-Nixdorf-Institut Kurse für Studierende anbietet und sie mit Researchern zusammen arbeiten kann; denn so etwas würde es in ihrer Heimat nicht geben.

Die Welcome Week wurde gut angenommen – rund 50 internationale Studierende waren schon vor Semesterbeginn angereist, um an der Welcome Week teilzunehmen. So wurde ihnen ein angenehmer Start in ihr Studium an der Uni Paderborn bereitet. Apoorva hat rasch neue Kontakte geknüpft und freut sich auf ihr Masterstudium am Institut für Informatik.

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18.03.2019. Schülerlabore gestalten Zukunft

Die 14. LELA-Jahrestagung in Paderborn

Zwei Tage lang trafen sich Fachvertreter*innen aus ganz Deutschland auf der 14. LeLa-Jahrestagung (LeLa, kurz für LernortLabor- Bundesverband der Schülerlabore e.V.), der bundesweiten Tagung der Schülerlabore in Paderborn. Zu Gast waren u.a. auch Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft, Thomas Koch, Ausbildungsleiter BENTELER Steel Tube GmbH und Prof. Dr. Ingeborg Schramm- Wölk, Präsidentin der Fachhochschule Bielefeld. Nach dem Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Katrin Temmen vom Fachgebiet Technikdidaktik der Universität Paderborn zum Thema „Schülerlabor und Universität – zwei getrennte Welten?“ diskutierten die Teilnehmenden, wie Schülerlabore Kinder und Jugendliche zur Gestaltung ihrer eigenen Zukunft befähigen können. Die jährliche Le- La-Tagung fördert die Vernetzung der Schülerlabore auf bundesweiter und europäischer Ebene. In Kooperation mit zdi.NRW fand sie in diesem Jahr im Heinz-Nixdorf MuseumsForum Paderborn statt, welches gemeinsam mit der Universität Paderborn Träger des zdi-Schülerlabors coolMINT ist.

Zum ersten Mal stellten bei der diesjährigen Tagung mobile Schülerlabore sich und ihre Arbeit vor, vom voll ausgestatteten Truck, in dem der Laborbetrieb stattfindet, bis zum mobilen Experiment. In Foren diskutiert wurden unter anderem die Bedeutung von Digitalisierung, Social Media, Technologien wie 3D-Druck und der Aufbau von regionalen Strukturen zur Bereicherung der Bildungslandschaft bundesweit.

zdi.NRW ist mit über 4.500 Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Schule, Politik und Gesellschaft die größte Gemeinschaftsoffensive zur MINT-Nachwuchsförderung in Europa. Jährlich nehmen rund 300.000 Schüler*innen an den Angeboten der mehr als 40 zdi-Netzwerke und rund 70 zdi-Schülerlabore teil. Koordiniert wird zdi vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft. Weitere landesweite Partner sind unter anderem das Wirtschaftsministerium, das Schulministerium und die Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit (Quelle:zdi).

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Absolventenfeier 2019

Urkunden, Ehrungen und eine Gedankenreise ins Jahr 2029

Am 28.06.19 fand die diesjährige Absolventenfeier im Audimax statt. In einem festlichen Rahmen wurden alle Absolvent*innen der Fakultät Elektrotechnik, Informatik und Mathematik geehrt. Nach der Begrüßung durch den Dekan Prof. Dr.-Ing. Reinhard Keil und den Vizepräsidenten für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, Prof. Dr. Johannes Blömer, gab es als Höhepunkt des ersten Teils einen Festvortrag: Festredner war hierbei kein geringerer als Dr. Gregor Gysi, Rechtsanwalt und Mitbegründer der deutschen Partei „Die Linke“. Unter dem Titel „Digitale Revolution – wie Politik aus Risiken Chancen machen kann“ hielt er knapp eine Stunde lang eine Rede über seine Zukunftsvisionen des hochtechnisierten Jahres 2029, gegenwärtige gesellschaftliche und politische Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze dafür. Nach einer kurzen Pause wurde der zweite Teil der Veranstaltung mit einer Rede eines Absolventen eröffnet: Dimitrij Dreiling, der seinen Master in Elektrotechnik erlangte, erzählte von den Anekdoten, Höhenflügen und Schwierigkeiten seines Studiums. Danach kam der Höhepunkt der Veranstaltung: Die Urkundenvergabe. Neben der Übergabe der Gratulationsurkunden an alle Absolvent*innen gab es auch einige Ehrungen: So wurden herausragende Abschlussarbeiten (mit freundlicher Unterstützung der Sponsoren Atos, Wöhler, s&n, Phoenix Contact, Achelos, dSpace) und besonderer Einsatz für die Fachschaften geehrt sowie der Weierstraß-Preis für besonders gute Lehre verliehen. Dr. Cornelia Kaiser erhielt diesen zum wiederholten Mal für ihre gut strukturierten Vorlesungen; Alexis-Vincent Chasiotis, Student der Mathematik, bekam die Auszeichnung für seine ausgezeichnete Betreuung von Übungsgruppen. Für die musikalische Untermalung der Veranstaltung sorgte die dreiköpfige Band "Night Orchestra".

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14. "Paderborner Tag der IT-Sicherheit" gab Einblicke in aktuelle Bereiche der IT-Sicherheit

Digitale Transformation sicher gestalten – unter diesem Motto stand der 14. „Paderborner Tag der IT-Sicherheit“, der am 27. und 28. März 2019 an der Universität Paderborn stattfand. Rund 170 Teilnehmer trafen sich auf dem Campus, um sich über aktuelle Herausforderungen in dem für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft immer wichtiger werdenden Bereich der IT-Sicherheit zu informieren und auszutauschen. Fachreferenten aus dem gesamten Bundesgebiet gewährten Einblicke in ihre Praxis. Am ersten Veranstaltungstag wurden in wissenschaftlich- technischen und anwendungsnahen Vorträgen spezielle Handlungsfelder aus der IT-Sicherheit vorgestellt. Der zweite Veranstaltungstag bot die Gelegenheit zur Mitarbeit in insgesamt sechs Workshops, in denen aktuelle IT-Sicherheitsthemen aus wissenschaftlich-technischer, juristischer und wirtschaftlicher Perspektive wie beispielsweise „Datenschutz-Grundverordnung“, „Digitalisierung von öffentlicher Verwaltung und Justiz“ oder „Security by Design“ präsentiert und diskutiert sowie mögliche Lösungen erarbeitet wurden.

Wenn Hochsicherheit versagt - Eine Fallstudie zu Xilinx FPGAS

Prof. Dr. Jean-Pierre Seifert von der TU Berlin beschrieb in seiner Keynote eine von ihm durchgeführte Fallstudie zu Xilinx Ultrascale FPGAs ((Field Programmable Gate Arrays) und erklärte, wie TLS (Thermal Laser Stimulation) dazu genutzt werden kann, in der SRAM (static random access memory) eines Chips gespeicherte Daten zu lokalisieren und auszulesen. Bei der TLS handelt es sich um eine Technologie, die zur Fehleranalyse von Halbleiterbauelementen, zu denen auch FPGAs gehören, eingesetzt werden kann.

Resilienz für kritische Infrastrukturen

Keynote-Sprecher Prof. Dr. Stefan Katzenbeisser von der TU Darmstadt erläuterte, wie abhängig die moderne Gesellschaft von der Verfügbarkeit sogenannter „kritischer Infrastrukturen“ wie dem Strom- oder Verkehrsnetz ist und verdeutlichte, wie wichtig es ist, diese Infrastrukturen widerstandsfähig zu gestalten, damit sie Beeinflussungsversuchen standhalten und Kernfunktionen beibehalten können.

Wie prüft man eigentlich IT-Sicherheit? Praxis einer akkreditierten Prüfstelle

Dirk Kretzschmar, Geschäftsführer der TÜV Informationstechnik GmbH (TÜViT) in Essen, befasste sich in seiner Keynote mit der Arbeit einer IT-Security-Prüfstelle und ging unter anderem darauf ein, welche Prüfmethoden und -verfahren angewendet werden, welche Akkreditierungen erforderlich sind und wie sogenannte Ethical Hackers vorgehen. Außerdem stellte Kretzschmar das sich in einem Hochsicherheitsbereich befindende weltweit größte HW-Security-Prüflabor vor. Der jährlich stattfindende „Tag der IT-Sicherheit“ wird durch den Kompetenzbereich Digital Security des SICP – Software Innovation Campus Paderborn der Universität Paderborn organisiert. Das Innovationsnetzwerk Inno- Zent OWL e.V. und die Regionalgruppe OWL der Gesellschaft für Informatik e.V. unterstützen die Veranstaltung.

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3. PIN-LAB Symposium

Didaktik der Mathematik

Am Freitag, den 29.11.19, fand zum dritten Mal das PINLab Symposium der Didaktik Informatik statt. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Informatik und Ethik“. Am Vormittag hielten Vertreter aus der Forschung Vorträge über die Notwendigkeit von Ethik mit dem wachsenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz und darüber, welche ethischen Fragestellungen sich daraus ergeben. Am Nachmittag gab es einen Vortrag zum Thema „Big Data verständlich – was heißt das?“. Abgerundet wurde die Veranstaltung von der Round Table Session.

Der erste Teil des Symposiums beschäftigte sich mit der Informatik und Ethik. Den Hauptvortrag hierzu hielt Cindy- Ricarda Roberts vom Lehrstuhl für Medienethik der Hochschule für Philosophie München zum Thema „Ethik der Algorithmen“.

Sie erklärte, dass mit dem Einzug der Künstlichen Intelligenz Chancen aber auch Risiken verbunden sind, denn Algorithmen erschweren die Realisierung von gesellschaftlich und grundrechtlich geschützten Werten. Daraus würden sich Risiken von algorithmenbasierten Differenzierungen ergeben, wie z.B. die Gefährdung der freien Entfaltung der Persönlichkeit und das Recht auf Selbstdarstellung. Sie betonte, dass es deshalb technische Optionen für die Transparenz und den Nachweis von Diskriminierungen geben muss. Außerdem solle der gesellschaftliche Dialog gefördert und Regulierungen und Gesetze erweitert werden.

Im Anschluss stellten Mitglieder der Fachgruppe in der „Speed Präsentation“ ihre Poster zur Forschung am PINLab und in der DDI vor. Gegenstand der Forschungen waren u.a. IT-Sicherheit (Lutz Terfloth), ein Lernzentrum für Informatik-Studierende (Dietrich Gerstenberger) und Workshops für Kinder und Jugendliche (Melanie Margaritis). Nach einer kurzen Pause, in der es die Möglichkeit zum Austausch mit den Erstellern der Poster gab, hielten einige Vertreter aus der Forschung Kurzvorträge.

Prof. Dr.-Ing. Christoph Scheytt referierte über die Ethik des Transhumanismus und erklärte, dass dieser die Transformation des Menschen mit technischen Mitteln zu einem posthumanen Wesen anstrebt. Scheytt betonte, dass das Ziel des Transhumanismus die technische Befreiung des Menschen von allen Mängeln ist, aber dass Technik die Tendenz hat, Menschen durch Zwänge einzuengen. An einer überzeugenden ethischen Fundierung des Transhumanismus fehle es, da Technik vermutlich nur geeignet ist, um eher grundlegende Bedürfnisse des Menschen zu befriedigen.

Prof. Dr. Tobias Matzner stellte die Frage „Wo ist die Ethik in der Informatik?“ und ging dabei unter anderem auf die Ethik selbstfahrender Autos ein. In der Diskussion um diese wird sich oft auf das „Trolley-Problem“ bezogen. Bei diesem geht es um einen Unfall, der nicht mehr zu vermeiden ist, aber bei dem beeinflusst werden kann, wer zu Schaden kommen wird. Er kam zu dem Schluss, dass die Übertragung dieses Problems auf selbstfahrende Fahrzeuge problematisch ist und daraus wenige Erkenntnisse für die Ethik dieser gewonnen werden können.

Zum Abschluss der Kurzvorträge sprach Jun. Prof. Dr. Henning Wachsmuth zum Thema „Kann man mit Computern argumentieren“ und stellte unter anderem die Suchmaschine args.me vor, an deren Entwicklung er beteiligt ist. Diese liefert pro und contra Argumente für kontroverse Themen und soll somit die Meinungsbildung unterstützen. Jedoch treten dabei auch ethische Fragen auf, wie z.B., wer entscheiden soll, was ein gutes Argument ist, welche Quellen berücksichtigt werden, und ob Ergebnisse personalisiert ermittelt werden sollten.

Nach der Mittagspause referierten Prof. Dr. Axel Ngonga von der Fachgruppe Data Science sowie Prof. Dr. Rolf Biehler und Prof. Dr. Carsten Schulte von der Didaktik der Mathematik und der Informatik zum Thema „Big Data verständlich – was heißt das?“.

Zum Abschluss des Tages gab es die Round Table Session, bei der die Teilnehmer die Möglichkeit hatten, an zwei der Round Tables teilzunehmen. So leitete u.a. Yannik Fleischer den Round Table zu Maschinellem Lernen mit digitalen Werkzeugen. Simone Opels Runde beschäftigte sich mit der Jugendaktion „Mensch, Maschine!“ im Wissenschaftsjahr KI.

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Dr. Gregor Gysi im Interview: Über die digitale Entwicklung, Hassreden im Internet und Verantwortung für neue Technologien

Am 28.06.19 besuchte Dr. Gregor Gysi, Linken-Politiker und Rechtsanwalt, die Universität Paderborn, um bei der Absolventenfeier der Fakultät Elektrotechnik, Informatik und Mathematik die Festrede zu halten. unter dem Titel „Digitale Revolution – wie Politik aus Risiken Chancen machen kann“ hielt er eine Rede über die rasante digitale Entwicklung und die daraus resultierenden gesellschaftlichen wie politischen Konsequenzen. Im Interview vertiefte er seine Gedanken dazu nochmals und sprach in diesem Zuge über gesellschaftliche Verantwortung, Hassreden im Internet und Risiken der Digitalisierung.

Verändert die rasante digitale Entwicklung die gesellschaftliche Grundlage, auf der Politiker agieren?

Ja, wir sind Zeuge, Handelnde und Betroffene einer neuen technischen Revolution, die mit der Digitalisierung die Produktivkräfte ähnlich durcheinanderwirbelt, wie das einst die Dampfmaschine und die auf ihr fußende industrielle Revolution getan haben. Die Digitalisierung hat gravierende Konsequenzen, etwa was die Verteilung der Arbeit betrifft oder den bisherigen Arbeitseinkommensbezug der Sozialsysteme oder auch für unser Steuersystem. Wenn zum Beispiel Erwerbsarbeit zunehmend durch Roboter ersetzt wird, muss es einen Sozialbeitrag im Umfang der frei gesetzten menschlichen Arbeit geben. Voraussetzung dafür, dass Digitalisierung zum Nutzen der Menschen eingesetzt wird, ist also, dass dabei nicht nur der Kapitalverwertungslogik gefolgt wird, sondern diese Logik durch gesetzliche Regelungen zumindest einen Rahmen bekommt, der entsprechende gesellschaftliche Effekte nach sich zieht. Die Lohnnebenkosten werden irgendwann durch eine Wertschöpfungsabgabe ersetzt.

Was ist gegen Hassreden und rechte Hetze im Internet zu tun?

Sofern es strafrechtlich relevant ist, muss dies schneller als bisher ermittelt und zur Anklage gebracht werden. Die Unkultur, dass man im Internet praktisch straflos herumpöbeln kann, müssen wir beenden. Mindestens genauso wichtig ist aber auch, die sozialen Medien nicht den rechten Hetzern zu überlassen, sondern dagegenzuhalten. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch, falsche oder missbräuchlich interpretierte Informationen zu entlarven und notfalls auch gelöscht zu bekommen. Hierbei sehe ich die großen Player gefordert, strafrechtlich Relevantes sollte den staatlichen Behörden überlassen werden. Natürlich gibt es dabei immer die Gefahr einer Zensur. Deshalb müsste der Rechtsweg eröffnet werden.

Braucht digitale Kommunikation Regeln?

Letztlich die gleichen wie jede andere Kommunikation. Die Persönlichkeitsrechte müssen gewahrt werden, Lügen und Halbwahrheiten müssen wirksam widerlegt werden können. Man sollte Verantwortung übernehmen, für das, was man äußert. Vielleicht hilft dabei auch etwas ganz altmodisch Scheinendes, nämlich Anstand und Respekt. Gerade weil in der digitalen Kommunikation die Verbreitung von Inhalten praktisch für jedermann möglich ist und zugleich auch die Informationsverbreitung schneller und weitgehender als bei jeder anderen Kommunikationsform ist, sollten wir uns das bewusst machen. Ich fände es hilfreich, wenn dies auch zur Schulbildung gehörte.

Welche Verantwortung obliegt der Gesellschaft hinsichtlich neuer Technologien?

Wie eingangs dargestellt, muss die Gesellschaft Regeln und Rahmen setzen, damit die digitalen Technologien nicht nur die Gewinnkonten großer Konzerne füllen, sondern das Potential für den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft genutzt wird. Wenn weniger menschliche Arbeit benötigt wird, kann das zu einer neuen Massenarbeitslosigkeit führen oder zu kürzeren Arbeitszeiten ohne Einkommenseinbußen und entsprechend größeren Möglichkeiten, das Mehr an freier Zeit für sich selbst und die Gesellschaft zu nutzen. Zudem stehen die Fragen von Weiterbildung und Umschulung insbesondere in Richtung von Dienstleistungen am Menschen und eben die Gewährleistung der sozialen Sicherungssysteme im Raum. Die Vereinzelung der Menschen muss verhindert werden. Wenn dies nicht gelingt, wie es im Moment leider den Anschein hat, und Digitalisierung lediglich die neoliberale Globalisierung im Interesse einiger weniger weltumspannender Großkonzerne beschleunigt, wird sich die soziale Spaltung in Deutschland, Europa und der Welt vertiefen mit allen dramatischen Folgen, die dies nach sich ziehen wird.

Wo sehen Sie, auf gesellschaftlicher und politischer Ebene, die Risiken der Digitalisierung?

Zur politischen Ebene habe ich schon skizziert, worum es geht. Gesellschaftlich will ich jetzt keine Horrorszenarien aus SciFi-Filmen malen, in denen die Künstliche Intelligenz die Herrschaft über den Menschen erlangt. Aber es ist eben doch faszinierend, wieviel Möglichkeiten man der Künstlichen Intelligenz gibt, Prozesse zu kontrollieren und zu managen. Um mal einen Vergleich zu wagen: Atomenergie hat auch deshalb keine Zukunft in der Stromgewinnung, weil ein GAU nicht beherrschbare Folgen hat. Diese Frage stellt sich letztlich beim Einsatz Künstlicher Intelligenz auch. Eine Antwort gibt es noch nicht. Und der gläserne Mensch darf nicht zugelassen werden. Privates muss privat bleiben.

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"Was bietet 5G für Produktionsprozesse? Einsatzfelder, Nutzen und Mehrwerte"

Transferveranstaltung der BMBF 5G Begleitforschung in Detmold

Unter dem Motto „Was bietet 5G für Produktionsprozesse? Einsatzfelder, Nutzen und Mehrwerte“ fand am 6. November 2019 die Transferveranstaltung der Begleitforschung „Informationsplattform für 5G – IP45G“ der Forschungsinitiative „5G – Industrielles Internet„ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) bei der Weidmüller Gruppe in Detmold statt. Das Projekt IP45G legt den Fokus auf die Identifizierung von technischen und ökonomischen Querschnittsfragestellungen sowie auf die Förderung von Synergien zwischen den einzelnen Forschungsprojekten. Vorgestellt wurden unter anderem Ergebnisse aus den drei Projekten FlexSi-Pro – Flexibilität und Sicherheit in der Produktionsanalage der Zukunft, 5Gang – 5G angewandt in der Industrie, TACNET 4.0 – Taktiles Internet sowie Ergebnisse der Begleitforschung. Dr. Jan Stefan Michels, Leiter Standard- und Technologieentwicklung bei Weidmüller, begrüßte die Gäste und Redner aus Industrie und Forschung im neuen Kunden- und Technologiezentrum von Weidmüller. Anschließend gab Michels einen kurzen Einblick in das Unternehmen, in den Stand der Umsetzung von Industrie 4.0 bei Weidmüller und betonte zudem die Bedeutung des Themas 5G für die Industrie. „In der Industrie wird die Kommunikation per 5G eine maßgebliche Rolle bei innovativen Themen wie smarte Produktion, vernetzte Maschinen, drahtlose Sensorik oder auch intelligente Mobilität spielen. Als Automatisierungsunternehmen ist 5G daher von zentraler Bedeutung für uns und wir arbeiten bereits zusammen mit einem Partner an der Entwicklung eines 5G-IoT-Gateways und weiterer 5G-fähiger Produkte“, so Michels.

5G ist mehr als Mobilfunk

Dimitri Block, Technologieexperte bei Weidmüller, referierte im Anschluss über „5G ist mehr als Mobilfunk – Industrielle Automationsapplikationen mit 5G“. Nach einem Überblick über die unterschiedlichen Mobilfunkstandards, angefangen von 2G bis hin zur fünften Generation des Mobilfunks, stellte Block fest: „Die aktuelle Verfügbarkeit von 5G-Frequenzbändern für private Netzwerke ist, wenn wir uns die Daten für Europa anschauen, gegeben, natürlich mit regional unterschiedlichen Rahmenbedingungen. Dennoch muss man sagen, dass ein mangelndes Vertrauen in die Funkkommunikation und die Verbindungsqualität vorherrscht.“ Block ergänzte: „Das klassische Kabel wird aufgrund der Versorgungssicherheit noch immer bevorzugt und das aller Wahrscheinlichkeit nach auch noch eine ganze Weile.“

BMBF-Projekt 5GANG

Thomas Schildknecht, CEO der Schildknecht AG, ging in seinem Vortrag „Industrielle 5G Use Cases – 5G im Vergleich zu Erfahrungen mit 2G-4G, WLAN, LPWAN“ auf das Projekt 5Gang des BMBF ein. Ziel des Projektes ist es, auf Basis mobiler Netze der fünften Generation ein industrielles Kommunikationskonzept zu erforschen und zu entwickeln. Schwerpunkte sind zum einen die schnelle und dynamische Anpassung von Fertigungskomponenten an verschiedene Anforderungen, zum anderen die Einbindung von Sensoren in engmaschig verknüpfte Sensornetzwerke. „Es wird jedoch noch eine Weile dauern, bis 5G für industrielle Anwendungen sichtbar sein wird. Die ersten Umsetzungen werden aller Wahrscheinlichkeit nach in Form von Pilotprojekten erfolgen und dies erst ab dem Jahr 2023“, fasste Schildknecht zusammen.

5G – mehr als nur ein Performance-Update?

Dr. Simon Oberthür, Manager am SICP – Software Innovation Campus Paderborn, stellte in seinem Vortrag „Vom Datacenter bis zum Endgerät, 5G als universelle Infrastruktur“ heraus, wie die Nachfrage nach 5G im Kontext des Gartner Hype Cycle für neue Technologien zu bewerten ist. Dieser gibt an, welche Phasen Technologien hinsichtlich der in sie gesetzten Erwartungen in ihrem technologischen Lebenszyklus bereits erreicht haben. „Für den Mobilfunkstandard 5G bedeutet dies“, so Oberthür, „dass die Erwartungen in diesem Jahr den Höhepunkt erreicht haben, Erfolge wie auch Misserfolge bei der Nutzung von 5G werden sichtbar“. Darüber hinaus ging Oberthür auf die Gebühren für Campusnetze, lokale 5G-Anwendungen, ein, die Ende Oktober von der Bundesnetzagentur bestimmt und veröffentlicht wurden. „Der Beitrag setzt sich aus einem Sockelbetrag von 1000 Euro, der zugeteilten Bandbreite, der Laufzeit der Zuteilung sowie der Fläche und Typ des Zuteilungsgebietes zusammen“, erläuterte Dr. Oberthür.

Integration von 5G in die industrielle Kommunikation

Über die Integration von 5G in die industrielle Kommunikation informierte Arne Neumann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für industrielle Informationstechnik Lemgo, im Rahmen des Forschungsprojektes TACNET 4.0, Taktiles Internet – Hochzuverlässige und echtzeitfähige 5G Vernetzung für Industrie 4.0. Im Fokus des Projektes steht aktuell die praxisnahe Untersuchung industrieller Campusnetze. „Eine Motivation für den Einsatz von 5G sind Kostenersparnisse und die Realisierung neuer Anwendungen und Mehrwerte“, so Neumann.

„Unsere gemeinsame digitale Zukunft" - Entwurf einer Charta für ein nachhaltiges digitales Zeitalter

Thematisiert wurde im Anschluss an die Vorträge der Chartaentwurf „Unsere gemeinsame digitale Zukunft“ des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU). „Bei der Charta geht es um die Überprüfung und Neujustierung von Konzepten und Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges digitales Zeitalter“, berichtete Ulrike Künnemann, Projektmanagerin bei InnoZent OWL e.V. „Der Chartaentwurf kann noch bis Ende Januar 2020 online kommentiert werden“, ergänzte Künnemann. Die Veranstaltung endete mit einer Diskussionsrunde über einen weiteren Vorteil von 5G: dem Aufbau von firmeneigenen 5G Netzen. „Empfehlung für KMU: Man kann heute schon mit Proof of concept starten, um Erfahrungen mit Vernetzungslösungen zu sammeln, auch wenn industrielle 5G Features mit 4G noch nicht verfügbar sind. Wichtig ist die Lernschleife und nicht die Technologie“, so Thomas Schildknecht.

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Antrittsvorlesung von Jun.-Prof. Dr. Julia Bruns und Jun.-Prof. Dr. Michael Liebendörfer

Am Montag, den 09.12.19 haben die neuberufenen Juniorprofessoren Dr. Julia Bruns und Dr. Michael Liebendörfer ihre gemeinsame Antrittsvorlesung gehalten. Im vollen Hörsaal O2 sprachen sie über frühe und höhere mathematische Bildung. Jun.-Prof. Dr. Julia Bruns sprach über die Bedeutung von mathematischer Bildung vor dem Eintritt in die Schule, während Jun.-Prof. Dr. Michael Liebendörfer über Hochschulmathematik referierte.

Jun.-Prof. Dr. Julia Bruns klärte zu Beginn zunächst auf, was es mit dem Titel des Vortrags auf sich hat. Das Tischdecken stellt ein Alltagsbeispiel für die frühe mathematische Bildung im Alltag dar, wobei Kinder die richtige Anzahl an Tellern und Besteck für die ganze Gruppe zusammenstellen sollen. Denn Kinder erwerben bereits vor dem Eintritt in die Schule mathematische Basiskompetenzen, welche einen hohen Einfluss auf die Entwicklung der Schulleistung im Bereich Mathematik haben. Dies geschieht jedoch sehr heterogen, womit sich auch das aktuelle Forschungsprojekt MaWiss befasst. Bildungspläne bieten keine verbindlichen Vorgaben, und Anforderungen an frühpädagogische Fachpersonen sind nicht mit denen an Lehrer*innen gleichzusetzen. Das Projekt kommt zu den Ergebnissen, dass sich das fachliche Wissen entlang des Kontinuums zwischen Disziplin- und Praxisorientierung bewegt und Fachwissen bedeutsam für die kindliche Entwicklung ist.

Währenddessen sprach Jun.-Prof. Dr. Michael Liebendörfer über die Zielrichtungen höherer mathematischer Bildung, welche unter anderem das Fachstudium aber auch das Lehramtsstudium sein können. Studienerfolg wird an Noten gemessen und als (Nicht-) Abbruch bzw. Fachwesel auch durch affektive Merkmale wie Interesse und Studienwahlmotiv erklärt, weshalb die Gestaltung von Veranstaltungen und Unterstützungsmaßnahmen im weiteren Fokus stehen. Ein Schwerpunkt seiner Forschungsinteressen sind die psychologischen Grundbedürfnisse im Mathematikstudium. Nach einer Befragung von Studierenden der Mathematik stellte er dabei fest, dass die soziale Eingebundenheit im Studium besonders unproblematisch ist, dafür aber die Autonomie als besonders problematisch eingeschätzt wird. Er betonte, dass ein zentraler Teil des Motivationsproblems darin liegt, dass Studierende gefühlt unter dem Druck stehen, etwas tun zu müssen, von dem sie nicht wissen, wie sie es angehen sollen.

Abschließend gab er außerdem eine Empfehlung zu Lernstrategien im Studium.

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Antrittsvorlesungen von JP Dr. Henning Wachsmuth und Prof. Dr. Igor Burban

Am Montag, den 07.01.19, haben die Neuberufenen JP Dr. Henning Wachsmuth (Informatik/Computational Social Science) und Prof. Dr. Igor Burban (Mathematik/ Algebra) ihre Antrittsvorlesungen gehalten. Im vollbesetzen Hörsaal O2 sprachen sie über ihre Steckenpferde in der Forschung: JP Dr. Wachsmuth hielt einen englischen Vortrag mit dem Titel „Towards an Argument Search Engine for the Web“; nach ihm referierte Prof. Dr. Burban über „Die klassische Yang-Baxter-Gleichung: Ein algebraischer Blick auf die Theorie von integrablen Systemen“.

JP Dr. Henning Wachsmuth, geboren in den USA, promovierte 2015 mit Summa Cum Laude an der UPB in Informatik, hatte danach eine Post-Doc Stelle an der Bauhaus-Universität Weimar und kehrte anschließend zurück nach Paderborn. Im Sommer 2017 ging die Suchmaschine „args.me“ online, die er im Zuge seiner Forschung mit seiner Arbeitsgruppe erarbeitet hatte und bei seiner Antrittsvorlesung nun vorstellte: „args.me“ soll in Zeiten von „Alternativen Fakten“ und „Fake News“ bei der Meinungsbildung helfen, indem zu einem kontroversen Thema, wie bspw. Feminismus oder der Abschaffung der Todesstrafe, intelligent gefilterte Suchergebnisse in Pro- und Contra-Argumente aufgeteilt werden. Er erklärte die technische Realisierung, wie Computer Argumente in Texten erkennen und in „gut“ und „schlecht“ selektieren und führte die Anwendung der Suchmaschine vor.

Anschließend referierte Prof. Dr. Igor Burban. Bevor er an die Uni Paderborn kam, studierte er Mathematik und Physik in Kiew und Kaiserslautern, wo er auch promovierte; anschließend führte sein Weg über Paris, das Max-Planck-Institut Bonn, Mainz und Köln. Er eröffnete seinen Vortrag mit dem Fall der internationalen Raumstation „Mir“, welche am 25.05.1997 nach einem misslungenen Andockmanöver nur dank einer entschlossenen Aktion der Crew gerettet werden konnte; dabei spielte die Theorie von Euler-Gleichungen eine entscheidende Rolle, wie er im Folgenden erklärte. Fortführend gab er eine Übersicht zur Theorie der klassischen Yang-Baxter-Gleichung sowie deren Anwendung im Studium von klassischen integrablen Systemen. Er untermalte seinen Vortrag mit kurzen Videobeiträgen und Graphiken und führte u.a. den „Dschanibekow-Effekt“ vor.

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Vortrag von Jan Chorowski über Sprachverarbeitung mit WaveNet Autoencodern

Jan Chorowski, außerordentlicher Professor an der Fakultät für Mathematik und Informatik an der Universität Breslau, hielt am 06.06.19 einen Vortrag an der Uni Paderborn über das Thema „Unsupervised speech representation learning using WaveNet autoencoders“. In seinem Abstract erläutert er seinen Vortragsgegenstand wie folgt:

Learning representations of data in an unsupervised way is still an open problem of machine learning. We consider representations of speech learned using autoencoders equiped with WaveNet decoders. In this way, the encoder only needs to provide the little information needed to supplement all that can be inferred by the autoregressive decoder. This allows learning a representation able to capture high level semantic content from the signal, e.g. phoneme identities, while being invariant to confounding low level details in the signal such as the underlying pitch contour or background noise. I will show how the design choices of the autoencoder, such as the bottleneck kind its hyperparameters impact the induced latent representation. I will also show applications to unsupervised acoustic unit discovery on the ZeroSpeech task.

Jan Chorowski erlangte seinen Master of Science in Elektrotechnik an der Technischen Universität Breslau und promovierte an der University of Louisville, Kentucky in 2012. Er arbeitete bereits mit vielen Forschungseinrichtungen zusammen; darunter Google Brain, Microsoft Research und dem Labor von Yoshua Bengio an der University of Montreal. Sein primäres Forschungsinteresse liegt in der Anwendung von Neuronalen Netzen bei Problemen, welche einfach für Menschen zu handhabend sind, für Maschinen aber problematisch erscheinen, wie etwa Sprache und Sprachverarbeitung. Genau damit befasste er sich auch in seinem Vortrag.

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Vortrag von Prof. Dr. Philippe Palanque aus Toulouse am 19.12.19

Am Donnerstag, den 19.12.19 um 9:15 Uhr hielt Prof. Dr. Philippe Palanque von der Universität Paul Sabatier in Toulouse einen Vortrag zum Thema „Automation as a Design Option for Interactive Systems and it‘s Implications on Usability, UX, Dependability and Safety“ in der Fürstenallee 11, Raum FU.511. Als einer der international renommiertesten Wissenschaftler im Bereich Human-Computer Interaction und Software Systems Engineering für sicherheitskritische interaktive Systeme, z.B. im Bereich zivile Luftfahrt und Flugsicherung, kooperiert er unter anderem eng mit Airbus.

In seinem Abstract erläutert er seinen Vortragsgegenstand:
Innovation and creativity are the research drivers of the Human-Computer Interaction (HCI) community which is currently investing a vast amount of resources in the design and evaluation of „new“ user interfaces and interaction techniques, leaving the correct functioning of these interfaces at the discretion of the helpless developers. In the area of formal methods and dependable systems the emphasis is usually put on the correct functioning of the system leaving its usability to secondary-level concerns (if at all addressed). However, designing interactive systems requires blending knowledge from these domains in order to provide operators with both usable and reliable systems. The talk will present possible research directions and their benefits for combining several complementary approaches to engineer interactive critical systems. Due to their specificities, addressing this problem requires the definition of methods, notations, processes and tools to go from early informal requirements to deployed and maintained operational interactive systems. The presentation will highlight the benefits of (and the need for) an integrated framework for the iterative design of operators' procedures and tasks, training material and the interactive system itself. The emphasis will be on interaction techniques specification and validation as their design is usually the main concern of HCI conferences. A specific focus will be on automation that is widely integrated in interactive systems both at interaction techniques level and at application level but is usually presented as an objective to reach (for instance targeting at higher automation) and not as a design option. Examples will be taken from interactive cockpits on large civil commercial aircrafts (such as the A380), satellite ground segment application and Air Traffic Control workstations.

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Elite der Mathematik zu Gast an der Universität Paderborn: Weierstrass-Vorlesung 2019

Am Freitag, 14. Juni, war Fields-Medaillenträger Prof. Dr. Akshay Venkatesh vom Institute of Advanced Study in Princeton zu Gast an der Universität Paderborn. Venkatesh, dem 2018 die Fields-Medaille für seine herausragenden Leistungen verliehen wurde, war Festredner bei der diesjährigen Weierstraß- Vorlesung der Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik. Die Auszeichnung ist vergleichbar mit dem Nobelpreis, den es im Bereich der Mathematik nicht gibt. Zu den rund 250 Gästen zählten Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft.

Als „in jeder Hinsicht herausragend“ bezeichnete Prof. Dr. Reinhard Keil, Dekan der Fakultät, die Gelegenheit, einen so renommierten Kollegen als Gast zu haben. „Es ist eine große Ehre, Sie hier begrüßen zu dürfen“, betonte auch Prof. Dr. Johannes Blömer, Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität Paderborn. Blömer, der Grußworte des Präsidiums überbrachte, nannte den Besuch sogar das „wissenschaftliche Highlight des Jahres“.

Den historischen Vortrag zum Thema „Mathematik und Bildung – Eine historisch-philosophische Spurensuche“ hielt Prof. Dr. Gregor Nickel von der Universität Siegen, der auf die enge Verzahnung des Fachs mit der Philosophie einging. „Mathematische Bildung braucht Zeit, Muße und Geduld“, lautete sein Fazit. Prof. Dr. Martin Kolb vom hiesigen Institut gab eine allgemeine Einführung in den Vortrag und die Historie der Weierstraß-Vorlesung, die auf die Initiative des ehemaligen – und beim Vortrag anwesenden – Fakultätsgeschäftsführers Dr. Michael Laska zurückgeht. Seit 2011 gelingt es bereits, die Weltelite der Mathematik regemäßig an die Universität Paderborn zu holen. In seinem Vortrag „From elliptic integrals to Diophantine equation“ erklärte Venkatesh komplexe Zusammenhänge auf dem Gebiet der Zahlentheorie.

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Interview zum Tag der IT-Sicherheit: "Bei IT-Produkten muss Sicherheit von Anfang an mitgedacht werden"

Der Anfang des Jahres bekanntgewordene Datendiebstahl von deutschen Politikern und anderen Prominenten zeigte einmal mehr eindrucksvoll, wie wichtig das thema IT-Sicherheit ist. Doch wie lässt sich die Digitalisierung unserer Gesellschaft sicher gestalten? Das war am 27. und 28. März thema des „Tags der IT-Sicherheit“ an der Universität Paderborn. Zur mittlerweile 14. Ausgabe der Veranstaltung wurden Experten aus ganz Deutschland erwartet. Organisiert wird der tag der IT-Sicherheit vom Kompetenzbereich Digital Security des SICP – Software Innovation Campus Paderborn der Universität Paderborn. Im Interview sprechen die Organisatoren Prof. Dr.-Ing. Tibor Jager, Dr. Simon Oberthür, Prof. Dr. Eric Bodden und Prof. Dr. Johannes Blömer, Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität Paderborn, über zentrale Aspekte von IT-Sicherheit.

In den letzten Jahren berichteten Medien weltweit immer häufiger über Cyber-Attacken. Nimmt die Gefahr zu?

Tibor Jager: Die Zahl der Cyber-Attacken ist in den letzten Jahren in der Tat gestiegen. Ein Grund hierfür ist die zunehmende Digitalisierung von nahezu allen Lebensbereichen. Ein weiterer Grund: Endgeräte und Server sind ständig mit dem Internet verbunden und bieten somit eine größere Angriffsfläche. Hinzu kommt die steigende Komplexität heutiger IT-Systeme – sie sind weitaus schwerer abzusichern als früher.

Was gilt es eigentlich genau zu schützen?

Simon Oberthür: Grundziele der IT-Sicherheit sind das Aufrechterhalten der Informationssicherheit, also das Gewährleisten von Vertraulichkeit, Verfügbarkeit und Integrität, sowie der Schutz der Persönlichkeitsrechte, das heißt von Privacy und Datenschutz. Generell muss diese Frage aber für jedes IT-Produkt neu beantwortet werden, denn unterschiedliche Produkte können durchaus unterschiedliche Schutzziele haben. WIE KÖNNEN DIGITALE LÖSUNGEN IN ZUKUNFT SICHERER WERDEN? Eric Bodden: Sicherheit muss von Anfang an mitgedacht werden und in die Entwicklung von IT-Produkten integriert werden. Aktuell machen sich noch zu wenige Unternehmen bei der Produktentwicklung wirklich gezielt Gedanken darüber, gegen welche Angriffe sie das Produkt schützen müssen. Aber auch für den Betrieb muss die Sicherheit mitgedacht werden, um sie für langlebige IT-Systeme zu garantieren. Beispielsweise müssen sichere Updates im Unternehmen möglich sein. Sicherheit muss verständlich, nachhaltig und am besten beweisbar sein.

Immer mehr Menschen nutzen Messenger-Dienste aus einer Cloud, also einer IT-Infrastruktur, zur Kommunikation und speichern massenhaft Fotos, Videos und andere Daten in der Cloud. Wie steht es hier um die Sicherheit?

Johannes Blömer: Sichere Kommunikation sollte eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aufweisen. Damit können Daten sicher in der Cloud abgelegt werden, so dass weder der Cloudprovider noch eventuelle Dritte sie einsehen können. Nur der Sender und Empfänger einer Nachricht sind dann in der Lage zu lesen, was verschickt wurde.

Welche Maßnahmen können noch ergriffen werden?

Tibor Jager: Wichtig ist vor allem, bei den Nutzern das Bewusstsein für das Thema Sicherheit zu schärfen. Die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) trägt dazu beispielsweise durch ihre Dokumentationsprozesse bei.

Weitere Informationen zum „Tag der IT-Sicherheit“

Der „Tag der IT-Sicherheit“ fand am Mittwoch und Donnerstag, 27. und 28. März 2019, jeweils ganztägig im Gebäude L der Universität Paderborn statt. Der erste Veranstaltungstag stand im Zeichen wissenschaftlich- technischer und anwendungsnaher Vorträge. Am zweiten Tag wurden sechs Workshops angeboten. Hier konnten verschiedene Aspekte von IT-Sicherheit mit Experten diskutiert werden. Am 28. März boten unter anderem Thomas Biere vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) einen Workshop zum Thema „Digitalisierung von öffentlicher Verwaltung und Justiz“ an. Ein weiterer Workshop, geleitet von Henning Voß vom Verfassungsschutz NRW, beschäftigte sich mit „Cyberangriffen und Wirtschaftsschutz“.

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