Digitale Denker: Argument-Suchmaschine hilft bei der Meinungsbildung

Argumente bereichern jede Diskussion. Was aber, wenn es an stichhaltigen Punkten und belastbaren Aussagen in der Beweisführung mangelt? Dr. Henning Wachsmuth, seit Mai 2018 Juniorprofessor für Social Media in soziotechnischen Systemen an der Universität Paderborn, will dem individuellen Denkvermögen auf die Sprünge helfen: Der Informatiker leitet, in Zusammenarbeit mit seiner ehemaligen Wirkungsstätte, der Bauhaus-Universität Weimar, die Forschergruppe Social Media in soziotechnischen Systemen und beschäftigt sich mit der Entwicklung einer Suchmaschine, die bei der Meinungsbildung unterstützen soll. Args.me, so der Name des digitalen Orientierungshelfers, liefert Pro- und Contra-Argumente für theoretisch beliebige Themen: „Sie hilft dem Nutzer dabei, seinen eigenen Standpunkt zu entfalten“, erklärt Henning Wachsmuth. Auf Basis von derzeit 300.000 Argumenten, die aus verschiedenen englischsprachigen Diskussionsforen im Internet stammen, werden die Ergebnisse der Suchanfragen auf der Pro- und Contra-Seite nach Relevanz sortiert und gegenübergestellt. Zu diesem Zweck muss args.me automatisch Argumente von Webseiten abbauen, Eigenschaften wie Haltung und Qualität bewerten, die für die Suchanfrage eines Benutzers relevanten Argumente identifizieren und angemessen präsentieren. In naher Zukunft sollen auch die Daten einschlägiger Internetseiten wie z.B. Newsportalen dazukommen. Jun.-Prof. Dr. Henning Wachsmuth promovierte 2015 mit Summa cum laude an der Universität Paderborn in Informatik, hatte danach eine Post-Doc Stelle an der Bauhaus-Universität Weimar und kehrte anschließend zurück nach Paderborn. Sein primäres Forschungsinteresse gilt der Frage, wie Menschen argumentieren und wie Computer Argumente verstehen können. Im Zuge dessen beschäftigt er sich auch mit Analyse und Generierung neusprachlicher Erklärungen. Darüber hinaus untersucht er im Bereich Computational Science die Herausforderungen der Digitalisierung für die Gesellschaft.

 

Das 1x1 des Mathematikunterrichts an Grundschulen

Seit September 2018 ist Julia Bruns Juniorprofessorin für Mathematikdidaktik – Grundschule am Institut für Mathematik der Universität Paderborn. In der Fachgruppe Didaktik der Mathematik liegen ihre Arbeitsgebiete  in der frühen mathematischen Bildung im frühpädagogischen Alltag. In ihren Forschungen analysiert sie z.B. die Gestaltung mathematischer Bildungsprozesse in Kindertagesstätten. Ziel ist es, ein Testinstrument zu entwickeln, das das fachliche Wissen frühpädagogischer Fachpersonen im Bereich Mathematik erfasst. Sie erforscht außerdem die Relationen zwischen sozialen Faktoren und Bildungsungleichheit, die sich bereits in der frühen Kindheit auch für den Bereich der Mathematik zeigen. Welche Bedeutung die Art und Weise und die Häufigkeit des familialen und professionellen Feedbacks auf die frühe mathematische Bildung hat, wird eines der Forschungsergebnisse sein. Die Erforschung der Effekte, die Qualifizierungen und Fortbildungen im Bereich der frühen mathematischen Bildung haben, ist ein weiterer Schwerpunkt ihres Arbeitsgebiets. Jun.-Prof. Dr. Julia Bruns promovierte in der frühen mathematischen Bildung. Sie war in der Schweiz und in Deutschland an verschiedenen Fortbildungsangeboten für frühpädagogische Fachpersonen beteiligt. Am Deutschen Zentrum für Lehrerbildung Mathematik entwickelte sie die Fortbildung „EmMa – Erzieherinnen und Erzieher machen Mathematik“ und war für die Durchführung und wissenschaftliche Begleitung der Fortbildung zuständig.

 

Wellen, Teilchen, Quanten? - Forschen bis ins kleinste Detail

Seit Januar 2018 ist Sevag Gharibian Juniorprofessor für Informatik der Universität Paderborn und Leiter der Forschungsgruppe Quanteninformatik. Sevag Gharibian promovierte 2012 an der University of Waterloo in Kanada unter der Leitung von Dr. Richard Cleve. Nach Stationen als Gastdozent an der University of Illinois in Chicago und als Postdoktorand in der Gruppe von Dr. Umesh Vazirani an der University of California in Berkeley erhielt er 2013 Kanadas bestes Postdoc-Stipendium, das NSERC Banting Postdoctoral Fellowship. In Berkeley war er außerdem Simons Research Fellow am Simons Institute for the The Theory of Computing. Bevor er den Ruf an die Universität Paderborn annahm, war er von 2014 bis 2018 Assistant Professor für Informatik an der Virginia Commonwealth University in den USA. Von 2016 bis 2018 war er Sekretär im Kuratorium der Computational Complexity Conference (CCC) (derzeit als Past Secretary von 2018 bis 2019) und ist Gründungsredakteur der Open-Access-Zeitschrift Quantum. Zu seinen besonderen Forschungsinteressen zählen Exakte und approximative Algorithmen, die Komplexitätstheorie und die Quantenberechnung. In seinem Fachgebiet, der theoretischen Informatik, gilt sein größtes Interesse dem „Quantum Computing“. Hier hat er es sich zum Ziel gemacht, gemeinsam mit der Mathematik und der Physik eine interdisziplinäre Forschungsgruppe zur Quantenberechnung zu etablieren.

 

Wie Mathe-Know-How ein Raumschiff rettet

Am 25. Mai 1997 kam die internationale Raumstation „Mir“ infolge eines abenteuerlichen Andockmanövers an den Rand eines Kollapses. Nur Dank der Kenntnisse eines Crew-Mitglieds in der Theorie von Euler-Gleichungen konnte die Station gerettet werden. Neben Euler-Gleichungen ist es besonders die Theorie der klassischen Yang-Baxter-Gleichung und deren Anwendungen, die den Mathematiker Igor Burban faszinieren. Seit April 2018 ist er Professor für Algebra am Institut für Mathematik der Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik. Nach seinem Studium der Mathematik an der Kiewer Staatsuniversität studierte Igor Burban an der Universität Kaiserslautern im Rahmen des Masterprogramms „Mathematics International“ Mathematik mit Nebenfach Physik, wo er 2003 promovierte. Es folgten PostDoc-Aufenthalte an der Universität Paris-6, am Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn und an der Universität Mainz. Von 2007 bis 2012 war er als Emmy-Noether-Nachwuchsgruppenleiter der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Universität Bonn tätig, wobei er zwischenzeitlich 2010 einen Lehrstuhl für Algebra an der Universität Düsseldorf vertrat. Bevor er den Ruf an die Universität Paderborn annahm, war Professor Burban an der Universität Köln tätig. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Algebra und der algebraischen Geometrie sowie in ihren Anwendungen in der mathematischen Physik. Professor Burban gilt als einer der bundesweit führenden Experten in den Bereichen der kategoriellen Darstellungstheorie und nicht kommutativen algebraischen Geometrie.  Für seine Arbeiten über die Theorie von Vektorbündeln und kohärenten Garben auf Kurven vom Geschlecht Eins und ihren Anwendungen in der Theorie der klassischen Yang-Baxter Gleichungen wurde ihm im Jahr 2008 der ICRA-Preis verliehen.